von Peter Wenzel

Jens und Jörgen hatten für Samstag 25. Januar eine Druckkammerfahrt organisiert. Also packten wir uns um 8 Uhr ins Auto und fuhren von Neu-Ulm nach Überlingen, das sich noch im dichten Nebel versteckt hatte. Ähnlich nebulösg war zuvor auch die ein oder andere Vorstellung dessen, wie so eine Druckkammerfahrt denn tatsächlich aussieht. 
Nach dem Ankommen also erstmal gemütlich eine Kaffeepause und dann ging es auch schon los mit dem Seminar. Die Tauchkammer wird vom BTSV, dem badischen Tauchsportverband betrieben und befindet sich im Keller des Spitals. Unsere Druckkammer-Betreuer führten uns zunächst in die Theorie ein und wiederholten so auch die Grundlagen aus den Tauchkursen.

Das Briefing:

Es folgte das Briefing mit der Aufklärung über physiologische und psychische Gefahren. Das Tauchprofil ist  so geplant, dass es sehr zügig auf 50m geht um eine möglichst lange Grundzeit zu haben. Bis zu 15 Minuten sind hier möglich. Danach wird Stück für Stück aufgetaucht mit einem ab 12 m sehr flachen Tauchprofil. Mittels Sauerstoffmasken wird der Stickstoff-Abbau zusätzlich unterstützt. Die Druckkammer bietet also die Möglichkeit, den Effekt, den der zunehmende Stickstoffgehalt auf jeden individuell hat, kennenzulernen und einen Tiefenrausch zu erfahren.

Tauchcomputer im Wasserbad

Es wurde auch klar erklärt, dass neben dem Druckausgleich das herausfordernste Element bei einer Druckkammerfahrt die Psyche ist, sich in einem abgeschlossenen Raum zu befinden. Wenn einmal abgetaucht ist, muss das Programm durchlaufen werden und ein Ausschleusen ist nur sehr schwierig möglich. Unser Seminar wurde dann in 2 Gruppen aufgeteilt und in die Kammer und ihre Funktionen eingewiesen. Gruppe 1 startete. Die Fahrt selbst dauert ca. 60-70min. Die Tauchcomputer wurden in einen Eimer mit Wasser gelegt, da das Dichtsystem für Wasser- und nicht Gasdruck ausgelegt ist. Um statischer Entladung in einer Sauerstoff angereicherten Atmosphäre vorzubeugen ist ebenso Baumwoll-Kleidung vorgeschrieben. Die korrekte Handhabung mit Sauerstoff wird ja beispielsweise auch für das Nitrox-Brevet erklärt oder dem Rescue-Kurs. 

Der Tiefenrausch

Dann ging es aber auch schon los. Es war tatsächlich ein Unterschied in der Druckkammer abzutauchen im Vergleich zu Wasser. Der Druckausgleich musste viel häufiger erfolgen um nicht umgehend Druck auf den Ohren zu haben. Interessant war auch, wie sich die Temperatur erhöht hat.

Auf 50m angekommen war die erste Erkenntnis, wie lustig quickig die Stimme wird. Das ein oder andere Kinderlied später, ging es nun daran den Effekt des Tiefenrauschs für sich einzuordnen. Hierfür lagen ein paar Bögen mit mathematische Aufgaben bereit. Mal abgesehen von der eigenen Unfähigkeit Schulwissen anzuwenden, war es durchaus fordernd einen konstanten klaren Gedanken zu fassen. Der mitgenommene Tennisball hatte bereits nach wenigen Minuten aufgegeben und der Luftballon war doch deutlich kleiner als noch zuvor. Auch interessant war, dass ein Blatt Papier aufgrund der höheren Dichte der Atmosphäre wirklich langsamer zu Boden gleitet. Leider verging die Grundzeit äußerst schnell und es ging ans Auftauchen.

Auftauchen und Dekomprimierung

Zunächst ging es sehr zügig auf 26m mit kurzem Stop, dann auf 12m und dann zog sich das restliche Auftauchen doch gefühlt etwas um fast 40 Min. Im De-Briefing wurde einem noch einmal klar vor Augen geführt, wie lebenswichtig eine Druckkammer ist, falls doch einmal etwas beim Tauchen passiert.

Das Tauchgangsprofil

Warum ist die Druckkammer für Taucher so wichtig?

Es ist von allergrößter Wichtigkeit so schnell wie möglich auf unnatürliche Veränderungen nach dem Tauchgang zu achten und auf medizinische Konsultation von tauchmedizinisch geschultem Fachpersonal zurückzugreifen. Vergangene Fälle von Tauchunfällen haben zum Teil bis zu 33 Sitzungen in der Druckkammer erforderlich gemacht. Diese Sensibilisierung für die Ernsthaftigkeit der Thematik kann natürlich auch für eine eigene konservative und gut geplante Tauchgangsplanung genutzt werden. Als Fazit bleibt, mal ganz abgesehen von der allseits geselligen Runde bei Scubamarine der Spass beim Tiefenrausch und viel neues Wissen um sicher und entspannt tauchen zu können. Die Kosten für die Druckkammerfahrt werden vom BTSV genutzt, um den Druckkammerbetrieb finanziell zu unterstützen. Es ist somit eine echte Empfehlung diese Erfahrung auch einmal zu machen, auch als Investition in die eigene Sicherheit.